Rezension 387

“Die Leiden der jungen Weiber – Das Goethe-Komplott” von Ulrich Land

Worum geht es?

„Sieben Frauen um Christiane Vulpius und Charlotte von Stein erfinden sich einen Dichter. Aus dem amüsanten Gedankenspiel wird ein Reigen von Täuschungen und Intrigen, der immer mehr Fahrt aufnimmt. Der fiktive Johann Wolfgang von Goethe entpuppt sich als Erfolgsmodell, und die Verschwörerinnen werden den Geist, den sie riefen, nicht mehr los. Goethe einmal nicht als literarisches Schwergewicht, sondern im zeitgenössischen Kleid mit den Augen seiner Musen gesehen. »Ein Dichter! Ein Gerücht in Gestalt eines Mannes. Eine grandiose Schimäre!«“

( Quelle Klappentext zu „Die Leiden der jungen Weiber – Das Goethe-Komplott“ von Ulrich Land )

Meine Meinung:

Als ich den Klappentext zu diesem Buch das erste Mal las, dachte ich mir: Was für eine verrückte Idee! Und dann war ich sehr neugierig, welche Geschichte sich Ulrich Land da zurechtgeschrieben hat.

Man stelle sich mal vor:

Goethe gab es gar nicht wirklich, er ist eine Erfindung einer Reihe von Frauen, die es satt hatten, nach der Pfeife von Männern zu tanzen und wollten ihnen mit ihrem „Goethe“ eines auswischen. Das gelingt den oben genannten Damen auf eine ganz raffinierte Art und Weise. Zu Beginn ist alles noch irgendwie lustig und mit viel Humor und Leichtigkeit verbunden. Jede der Frauen bringt sich ein, sei es mit Texten oder anderweitigen Ideen. Aber mit der Zeit, wo auch der Unmut auf die Männer wächst, auch auf ihren „Goethe“ selbst, und auch untereinander Zickigkeiten aufkommen, merkt man, dass die Damen aus ihrer einmal angefangenen Täuschung gar nicht mehr so einfach ausbrechen können…

Diese Wandlung im Buch merkt man nicht nur an der Stimmung, auch an der Sprache und im Tempo der Geschichte. Auch die Handlungen und das Geschehen werden drastischer bis sogar ein Unglück geschieht! All dies geschildert aus der Perspektive der verschiedenen Frauen und der Männer, die in das Ganze involviert sind.

Was ich besonders reizvoll fand, war, dass der Autor immer wieder Zitate aus Goethe-Büchern hat einfließen lassen und dass er die Figur des Satans personifiziert in einen modernen Charakter mit moderner, cooler Sprache zum Leben erweckt hat. Da muss man doch schon sehr an Mephisto denken 😉

Das Ende oder die Auflösung des Buches fand ich sehr gelungen und ich muss sagen, solch ein Buch habe ich bisher noch nicht gelesen! Wobei mir sofort Ideen kommen, mit welchen Büchern man sonst noch derart verfahren könnte! 🙂 Nur die vielen Namen haben mir immer mal wieder zu schaffen gemacht; besonders die zwei Charlottes brachte ich öfters durcheinander 😉 Toll fand ich aber, das sich am Ende des Buches eine Auflistung aller agierender Personen und deren Kurz-Biografie findet.

Ulrich Land hat es geschafft einen Klassiker zum Thema zu machen und diesen zu verdrehen ohne ihn zu persiflieren! Im Gegenteil, ich finde es ist eine sehr schöne Hommage an einen der wichtigsten deutschen Dichter, der heute, am Tag meiner Rezensionsveröffentlichung, seinen 275. Geburtstag feiert! 🙂 Also, wir feiern ihn, er kann ja nicht mehr…

Das Buch hat gar nicht so viele Seiten, aber auf diesen bin ich bestens unterhalten worden, nicht nur thematisch, sondern auch sprachlich. Hier vereint der Autor gekonnt einen Klassiker mit der Kunst der Sprache und der Kunst des Gedankens.

Von mir bekommt „Die Leiden der jungen Weiber – Das Goethe-Komplott“

4 – 5 – !!!

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Über den Autor:

„Ulrich Land, geboren 1956 in Köln, lebt in Freiburg. Er lehrt Creative Writing und hat bislang ein Dutzend Romane veröffentlicht, außerdem Lyrik, Prosa, Essays sowie fast zweihundert Hörspiele und Radiofeatures. Seine Arbeiten wurden u. a. mit dem Kölner Medienpreis, dem Journalistenpreis Metropole Ruhr und dem Medienethik-Award ausgezeichnet.“

( Quelle 8Grad Verlag )