“Die Löwin vom Tafelberg – Catharina Ustings´ kühner Weg in die Freiheit””

Rezension 382

“Die Löwin vom Tafelberg – Catharina Ustings´kühner Weg in die Freiheit” von Inès Keerl

Worum geht es?

Copyright Emons Verlag

“1662: Um einer Zwangsheirat zu entgehen, begibt sich die junge Catharina Ustings von Lübeck aus auf eine abenteuerliche Reise. Als Mann verkleidet versteckt sie sich auf einem Schiff der Vereinigten Ostindischen Kompanie und gelangt ans Kap der Guten Hoffnung. Doch in der brutalen Männerwelt der ersten Siedlungsjahre Kapstadts muss sie ihren Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung fortsetzen – an der Seite starker Frauen wie Krotoa, die als Urmutter Südafrikas und Begründerin der Sprache Afrikaans gilt, aber auch getragen von der Liebe.”

( Quelle Klappentext zu “Die Löwin vom Tafelberg” von Inès Keerl )

Meine Meinung:

Vorweg gesagt: Dieses Buch ist eine Wucht!!! Und steht völlig zurecht auf der Shortlist für den Goldenen HOMER 2024!!! 🙂

Schauen wir uns zuerst das Cover von “Die Löwin vom Tafelberg” an:

Autorin und Titel sind mittig platziert. Drumherum finden sich Zeichnungen von Pflanzen und Tieren, wie man sie ( wahrscheinlich, das habe ich nicht überprüft 😉 ) in Südafrika findet. Die Farben wirken insgesamt harmonisch und geben dem Betrachter das Gefühl, ein antikes Bild anzusehen. Untermalt wird dieser Eindruck durch in Hellgrau gehaltene Feinzeichnungen, die, meines Erachtens, auf das Thema Nautik aufmerksam machen.

Nun denn, wie im Klappentext bereits zu lesen entgeht die junge Frau Catharina einer Zwangsheirat und flieht als Mann verkleidet und als blinder Passagier Richtung Asien, ihr Ziel: Batavia! Der Ort, wo man die leckersten Früchte einfach so von den Bäumen pflücken kann! Sagt Simon, ein junger Mann, der ebenfalls mit dem Dreimaster der VOC ( Vereenigde Oostindische Compagnie = Niederländische Ostindien-Kompagnie ) nach Batavia reisen will. Als hopelooper verdingt er sich, als Schiffsjunge. Doch auf dem Schiff kommt es zu einem schlimmen und tödlich endenden Zwischenfall zwischen Simon und Olaf Koosten. Catharina ist dessen Zeuge und fortan muss sie um ihr Leben fürchten…

Bis Batavia gelangt Catharina dann nicht; in der Stadt am Kap, wie Kapstadt damals noch hieß, befindet sich eine Zwischenlager der VOC. Dort können die Handelsschiffe Proviant und Frischwasser erneuern. Dort hält auch Catharinas Schiff.

Catharina bleibt dann in Kapstadt, in der Hoffnung, dass Koosten nach Batavia weiterreist. Aus dem verkleideten Jungen wird bald wieder eine junge Frau, die das Glück hat, von einem gut aussehenden Vrijburgher ( Bediensteter des VOC ) geehelicht zu werden. So sollte sie doch geschützt sein und ein normales Leben führen können. Oder etwa nicht?…

Das ist natürlich jetzt alles sehr knapp geschildert, aber allzu viel verraten möchte ich ja auch nicht 😉 Aber nach der Heirat mit Hans Ras merkt Catharina, dass die Ehe alleine eine Frau noch lange nicht schützt. Auf der anderen Seite erfährt sie, dass es Dinge gibt, die ihr Mann ihr verschweigt. Manches davon tut weh und anderes hingegen wäre gut gewesen, ihr mitzuteilen, sie ins Vertrauen zu ziehen…

Catharina lernt die harte Arbeit auf der Farm ihres Mannes kennen und schließt Freundschaft mit benachbarten Farmern wie den Thielemanns, aber auch mit Krotoa. Es könnte alles so schön, so leicht sein. Aber die damalige Zeit war keine romantische, es war hart für jedermann, nicht nur für die Sklaven, die für die Compagnie arbeiten, sondern auch für die Vrijburgher, die sich der Compagnie unterstellen müssen…

“Die Löwin vom Tafelberg” hat mich von Beginn an in ihren Bann gezogen! 🙂 Diese starke, kluge und toughe Frau, ihre abenteuerliche Flucht und Überfahrt, ihre Ankunft am Kap, ihr Kampf gegen Ungerechtigkeit und Rassismus, gegen das Böse, Catharinas für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Selbstbehauptung – all das und noch viel mehr hat mich fasziniert und beeindruckt zugleich! 🙂 Inès Keerl hat einen wunderbaren Schreibstil, man fliegt nur so durch die Seiten und bleibt gleichzeitig an jeder Seite kleben; man kann einfach nicht aufhören zu  lesen! Auch ihre Art, zu Beschreiben ist toll: Lübeck, das Schiff, Kapstadt, die Farm, die Station, die Leute, Flora und Fauna – ich konnte mir alles sehr gut vorstellen! 🙂 Von Anfang bis Ende war dieser Roman gut durchdacht und schlüssig. Ein toller Roman voller Abenteuer, Liebe und Kühnheit! Super fand ich auch das Glossar am Ende, welches alle im Buch vorkommenden nichtdeutschen Wörter erklärt! 🙂

Ob Catharinas Leben damals wirklich so verlief? Vielleicht. Es gibt nicht allzu viele Aufzeichnungen über Catharina…Einiges hat sich die Autorin sicher selbst überlegt und erdacht. Fakt ist, Catharina Ustings hat es wirklich gegeben! Und ob wahr oder nicht, Inès Keerl hat diesem Menschen, ihrer Romanfigur, ein würdiges Leben auf den Leib geschrieben!…

Weil mir sehr viele Fragen auf der Seele brannten, und ich so etwas auch nie gemacht habe ;-),  habe ich kurzerhand die Autorin von “Die Löwin vom Tafelberg”, Inès Keerl, einfach “interviewt” 🙂 :

Inès, wie bist du auf die Figur der Catharina Ustings als Protagonistin gekommen? Bei meiner Recherche habe ich kaum etwas über sie herausgefunden!

Es war auf einer Journalistenreise nach Südafrika hoch über den Wolken. Ich las in einem Reiseführer und da standen auf einmal fünf Sätze über Catharina Ustings, einer Frau aus dem 17. Jahrhundert, die in meinem Kopf Bilder entstehen ließen und mich faszinierten. Eine Hollywoodstory zog an meinen Augen vorbei. Ich wollte schon immer einen Roman schreiben. Für mich als Drehbuchautorin war das die Königsklasse. Und da war er, der Stoff. Dass es dann alles andere als eine Hollywoodstory wurde, ist eine andere Geschichte…Das Leben ist über die Menschen damals einfach nur so hinweggefegt.

Woher hast du die Infos bekommen? Oder entspricht vieles deiner / der künstlerischen Freiheit?

Ich habe unendlich viel recherchiert, in Bibliotheken, in Archiven, online. Bis auf den Antagonisten Olaf Koosten, in dem ich drei historische Figuren verarbeitet habe, um ihn besonders „böse“ zu machen und dem ich auch einen anderen Namen gegeben habe, tragen die anderen ihre Klarnamen und ich erzähle ihre Geschichte. Ich habe die Ereignisse zeitlich verdichtet, aber die geschichtlichen Abläufe sind so geschehen, ja, auch die Hochzeit und auch die Geschichte um die französischen Schiffe.

Die ersten Jahre der Gründung Kapstadts sind sehr gut aufgeschrieben. Die Kommandanten haben Tagebuch geführt. Ich könnte dir von fast jedem Tag sagen, wie das Wetter war, wie viele Tiere gehandelt wurden, wann Hans oder Thielemann mal wieder Mist gebaut haben.

Dann gibt es Archive in Amsterdam, in denen ich war. Ich habe unendlich viele Reiseberichte studiert, Literatur gelesen, um auf die Primärquellen zu kommen.

Es gibt einen Forscher dieser Zeit, Mansell Upham, der zusammen mit Delia Robertson eine Webseite betreibt. Gerade über die ersten 50 Jahre settlement tragen sie alle Archivdaten über die damals am Caapse Vleck lebenden Personen zusammen.

Und dann war ich im Rahmen der Recherche vor Ort und habe die untergegangenen und die noch existierenden Orte besucht. Obwohl es über 350 Jahre her ist, kann man noch so einiges besichtigen.

Am Anfang war es wie Puzzlespielen. Gefühlte 40.000 Teile, aber keine Geschichte. Bis ich endlich verstand, dass nicht nur Catharinas Geschichte erzählt werden wollte, sondern auch die von anderen so spannenden Menschen, wie der Goringhaicona Krotoa/Eva, ein faszinierender und unendlich tragischer Charakter, oder die Mörderin Amisha, die eigentlich Groote Catharina heißt. Das ist ihr christlicher Name, ihr bengalischer Name ist nicht überliefert, und ich habe ihr im Roman, um Verwechslungen auszuschließen, den indischen Namen für Prinzessin, Amisha, gegeben.

Ganz wichtig für mich waren auch Schiffsdaten, Passagierlisten und dann Kombinationsgabe, wer wenn kannte, wer mit wem konnte, was wann geschah.

Künstlerische Freiheit sind natürlich die Dialoge und wie gut meine Charaktere miteinander befreundet waren. Da ist manchmal Wunsch der Gedanke. Im zweiten Band plane ich am Ende ein Kapitel Wahrheit und Fiktion. Das ging im ersten Band nicht, ohne zu viel zu spoilern.

Dann wird es einen Folgeband geben? Immerhin war Catharina Ustings 5x verheiratet 😉 !

Ja, der zweite Band ist fertig und ich überarbeite ihn gerade.

Denn immerhin hat Catharina für ihre Zeit eine Hollywoodstory hingelegt, von der Analphabetin zur Landbesitzerin, von dem Waisenkind zu einem halbwegs gesicherten Leben. Sie hat sich Rechte ertrotzt, die für Frauen nicht vorgesehen waren. Und ihr Weingut „Swaaneweide“ existiert bis heute unter dem Namen „Steenberg“.

Hast du Lust eventuell ein anderes historisches Buch zu schreiben?

Nach dem zweiten Band Catharina habe ich echt gedacht, nicht wieder. Historische Romane kosten Kraft, Geduld, Geld und Zeit. Ich hatte eine andere Reihe im Kopf, zeitgenössisch mit einem geschichtlichen Twist. Dann aber, ist etwas passiert. Ich habe in einem Podcast eine halbe Stunde über eine Frau aus dem 17. Jahrhundert gehört, die bekannter ist als Catharina. Eine Frau, die sich Rechte ertrotzt hat, die einfach erzählt gehören. Eine Hollywoodstory – allerdings mit offenem Ende. Es wird ein anderer Kontinent, aber startet auch in Europa. Wie Catharina eine unglaublich starke Frau, aber ein ganz anderes Schicksal. Also ja, ich habe Lust ein weiteres historisches Buch zu schreiben. …J

Warst du vorher schon mal in Südafrika? Also, außer für die Recherche?

Ich war insgesamt vier Mal in den letzten siebzehn Jahren in Südafrika. Einmal auf der Journalistenreise 2007, bei der ich auf den Stoff gestoßen bin. Dann 2016 und 2018, um dort zu recherchieren und zu arbeiten. Und dann letztes Jahr, um mein Buch dort vorzustellen und den Leuten zu danken, die mich so unglaublich unterstützt haben. Allerdings warten sie auf die englische Übersetzung…. Deutsch können die wenigsten.

Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?

Ich habe da den „klassischen“ Weg genommen. Ich wollte schon immer schreiben und habe schon immer geschrieben. Das kam in meinem Elternhaus als Berufswunsch nicht so gut an. Erst der Brotberuf. Das war dann bei mir Betriebswirtschaft. Nach neun Jahren in der Unternehmensberatung bewarb ich mich dann an der Drehbuchwerkstatt München und machte eine Masterausbildung zur Drehbuchautorin. Seit dieser Zeit habe ich vom Brot- auf den Traumberuf umgesattelt. Ich wurde 1997 die erste Dramaturgin der Krankenhausserie „In aller Freundschaft“. Sie gibt es noch immer… Aus meiner Feder stammen bis heute mehr als hundert Drehbücher verschiedener Formate, darunter das ZDF-Märchen „Die sechs Schwäne“, Drehbücher für „SOKO Leipzig“, etc.

Was sagst du eigentlich zu deiner Nominierung für den Goldenen Homer 2024?

Was ich sage? Ich bin absolut begeistert und fühle mich geehrt und bin dankbar. Es freut mich unglaublich, dass Catharinas Geschichte und die ihrer Gefährt:innen eine solche Achtung und Aufmerksamkeit erfährt.

Liebe Inès, ich danke dir sehr für die ausführliche Beantwortung all meiner Fragen! 🙂

Also, ihr Lieben, ich kann mich nur wiederholen: Dieses Buch ist einfach großartig!! 🙂 Historisch fundiert und sehr gut recherchiert, mit so viel Herzblut – das merkt man beim Lesen! 🙂 Für mich ein Highlight!!

Um zu den anderen Beiträgen der Blogger für den Goldenen Homer 2024 zu gelangen, klickt hier!

Wenn du mehr über die Kolonialisierung Südafrikas erfahren möchtest, geht es hier zum Beitrag!

Ich freue mich jetzt schon sehr auf den zweiten Band aus Inès´Keerls Feder und vergebe für “Die Löwin vom Tafelberg – Catharina Ustings kühner Weg in die Freiheit”

5 !!!

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Über die Autorin:

Inès Keerl studierte Betriebswirtschaft in Koblenz. Nach neun Jahren in der Wirtschaft begann sie eine Ausbildung zur Drehbuchautorin an der Drehbuchwerkstatt München. Seit über 20 Jahren stammen zahlreiche TV-Serien und Filme aus ihrer Feder. Ihr erster historischer Roman »Die Löwin vom Tafelberg« ist für den Goldenen HOMER 2024 nominiert.”

( Quelle Emons Verlag )

“Die Löwin vom Tafelberg” von Inès Keerl

Ein historischer Roman erschienen im Emons Verlag am 23.03.2023

ISBN 978-3740817077

448 Seiten

Taschenbuch

Auch als Ebook erhältlich

www.emons-verlag.de

“Die Löwin vom Tafelberg” wurde mir vom Emons Verlag als Leseexemplar im Zuge der Literaturpreisverleihung Goldener HOMER 2024 zur Verfügung gestellt. Als #bloggerfuerhomer war ich Teil des Bloggerteams um die Buchvorstellung der nominierten Autoren und Autorinnen und deren historische Romane. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung und Bewertung!

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